Einladung in den UNESCO-Welterbe-Bestandteil Saigerhütte Olbernhau-Grünthal 360° Panorama oberhalb der Langen Hütte im Saigerhütten-Areal Imagefilm: Montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Krušnohoří auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe Kurzfilm: Erzgebirgisch - Ein Lebensgefühl wird Weltkulturerbe Eine Region bewahrt „ihr“ Erbe – Welterbe als „Bottom-Up-Projekt“ Das UNESCO-Welterbeprojekt „Montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Krušnohoří“ ist in mehrfacher Hinsicht ein Projekt der Region – und zwar gleichermaßen auf sächsischer und auf tschechischer Seite. Idee und Förderung des Welterbeantrages erfolgten sowohl auf sächsischer als auch auf tschechischer Seite maßgeblich auf Initiative von Bürgern und Bürgerinnen der Region, die sich beiderseits der Grenze zu Fördervereinen aus der Überzeugung heraus zusammenschlossen, dass das bedeutende kulturelle Erbe des Montanwesens der Region es verdient, dauerhaft bewahrt und weltweit bekannt gemacht zu werden. Von dieser Idee ließen sich schließlich die Kommunen und dann auch die Landkreise bzw. Bezirke im sächsischen und böhmischen Erzgebirge überzeugen, die 2010 bzw. 2011 mit der Montanregion Krušné hory – Erzgebirge gGmbH auf tschechischer Seite und dem Welterbekonvent Erzgebirge auf sächsischer Seite die Trägerschaft des Projekts übernahmen. Bei der Auswahl und Festlegung der nominierten Bestandteile fand ein beispielgebendes Verfahren Anwendung, das auf Transparenz, Kommunikation und Mitwirkung aller relevanten Akteure vor Ort gründete. Im Rahmen von 27 Umsetzungsstudien, erstellt durch die Welterbe-Projektgruppe am IWTG in enger Zusammenarbeit mit den jeweils betroffenen Kommunen, Fachbehörden, Objekteigentümern, Vereinen, Unternehmen und Bürgern, konnte für die Auswahl und Nominierung aller Bestandteile des seriellen Gutes eine breite und umfassende Zustimmung in der Region erzielt werden. Neben der Auswahl der Bestandteile konnte durch diesen Prozess frühzeitig der Schutz und Erhalt der sich weiter entwickelnden Kulturlandschaft mit den erforderlichen wirtschaftlichen und infrastrukturellen Planungen in ein Gleichgewicht gebracht werden. Darüber hinaus wurde durch diesen Partizipationsprozess das Bewusstsein für das Thema „UNESCO-Welterbe“ in der Region nachhaltig gestärkt. Der lange Weg von der Idee zur Antragsstellung 16 Jahre sind zwischen der Eintragung der „Montan- und Kulturlandschaft Erzgebirge“ in die offizielle deutsche Tentativliste im Jahr 1998 und der gemeinsam Antragstellung durch die Bundesrepublik Deutschland und die Tschechische Republik im Jahr 2014 vergangen. Nachdem die im Jahr 2000 ins Leben gerufene Welterbe-Projektgruppe am Institut für Industriearchäologie, Wissenschafts- und Technikgeschichte (IWTG) an der TU Bergakademie Freiberg im Dezember 2001 mit einer Studie das Potential für die Aufnahme der Montanregion Erzgebirge als Kulturlandschaft in die Welterbeliste bestätigt hatte, konnte das Vorhaben Schritt für Schritt realisiert werden. 2003 wurde zur ideellen und finanziellen Unterstützung des Projekts der Förderverein Montanregion Erzgebirge e.V. gegründet. Noch im selben Jahr wurden die ersten Kontakte nach Tschechien geknüpft. Zwischen 2007 und 2012 erfolgte die Auswahl und Beschreibung der vorgesehenen Welterbe-Objekte im sächsischen und tschechischen Teil der Region durch sogenannte Umsetzungsstudien, u.a. im Rahmen eines grenzübergreifenden EU-Förderprojektes. Mit der Gründung einer gemeinnützigen Trägergesellschaft unter Beteiligung der zwei Bezirke auf tschechischer Seite im Jahr 2010 (Montanregion Krušné hory – Erzgebirge gGmbH) und der Übernahme der Trägerschaft ein Jahr später auf sächsischer Seite durch drei Landkreise und 35 Kommunen (Welterbekonvent Erzgebirge) wurde die Organisation und Finanzierung der Antragsphase in die Verantwortung der Region gelegt. Seit 2012 erstellte die Projektgruppe am IWTG unter Aufsicht einer grenzübergreifenden Arbeitsgruppe unter Federführung der verantwortlichen Ministerien die gesamten Welterbe-Antragsunterlagen. Im Ergebnis dieser Zusammenarbeit wurde der deutsch-tschechische Welterbeantrag „Montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Krušnohoří“ 2013 fertiggestellt, im Januar 2014 von beiden Vertragsstaaten unterzeichnet und an das Welterbezentrum der UNESCO in Paris übermittelt. Nach einer erfolgreichen Evaluierungsphase im Jahr 2015 gab es seit Ende November 2015 intensive Abstimmungen mit dem Internationalen Rat für Denkmalpflege (ICOMOS). Die Welterbewürdigkeit des Antrages wurde bestätigt, allerdings regte ICOMOS eine Präzisierung bzw. Qualifizierung der Unterlagen an, um die Chancen für eine erfolgreiche Einschreibung in die Welterbeliste zu verbessern. Der Antrag wurde deshalb 2016 aufgrund der Empfehlungen des Internationalen Denkmalrates (ICOMOS) zur Überarbeitung und nochmaligen Präzisierung zurückgezogen. Er wurde 2017 überarbeitet und neu strukturiert und nach Unterzeichnung durch die verantwortlichen Minister des Freistaates Sachsen und der Tschechischen Republik im Januar 2018 erneut bei der UNESCO eingereicht. Am Samstag, dem 6. Juli 2019 erfolgte in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku die lang erhoffte Ernennung der Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří zum UNESCO-Welterbe. Mit einer beeindruckenden Veranstaltung wurde am 7. Juli 2019 in Olbernhau-Grünthal der 25. Jahrestag der Wiedergründung der Saigerhüttenknappschaft Olbernhau-Grünthal begangen. Diese Jubiläum wude gleichzeitig zur Jubelfeier für das neue Welterbe. Die 17 Sächsischen Bestandteile der Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří Insgesamt setzt sich die Nominierung aus 22 Bestandteilen zusammen: 17 auf deutscher und fünf auf tschechischer Seite. Die ausgewählten Denkmale, Natur- und Kulturlandschaften repräsentieren in ihrer Gesamtheit die wichtigsten Bergbaugebiete und Epochen des sächsisch-böhmischen Erzbergbaus. Jeder Bestandteil setzt sich aus verschiedenen Einzelobjekten bzw. Landschaften zusammen (allein etwa 400 auf sächsischer Seite!). Neben über- und untertägigen Sachzeugen des Montanwesens, wurden auch historische Stadt- und Bergbaulandschaften, wie z. B. Haldenzüge berücksichtigt. Nur in der Verbindung aller 22 Bestandteile liegt die Bedeutung der künftigen Welterbestätte im Sinne der UNESCO begründet. Um zu einer umfassenden Vermittlung des montanhistorischen Erbes der Region beizutragen, wurden zusätzliche Standorte als „assoziierte Objekte“ zum Welterbe definiert. Der Saigerhüttenkomplex Grünthal Das Saigern, ein Verfahren zur Gewinnung von Silber aus silberhaltigem Kupfererz, gab der 1537 von Bergmeister Hans Leonhardt gegründeten Hütte ihren Namen. Die Saigerhütte Grünthal war ein selbständiges Gemeinwesen mit eigener Gerichtsbarkeit. Hier finden sich daher neben den Produktionsgebäuden und Verwaltungsgebäuden auch Wohn- und Versorgungsgebäude. Mit Übernahme durch das Kurfürstentum Sachsen wurde die Hütte zum Zentrum der Kupferverarbeitung, in dem teilweise auch Kupfermünzen geprägt wurden. Nahezu alle Gebäude sind bis heute erhalten geblieben und bilden ein im europäischen Maßstab einzigartigen Sachzeugnis der vorindustriellen Verhüttung und Verarbeitung von silberhaltigen Kupfererzen. Der um 1534/37 erbaute Kupferhammer befindet sich außerhalb des Hüttenkomplexes. In den Jahren 1958 bis 1960 erfolgte die Umgestaltung zur technischen Schauanlage. Die Einzelobjekte der Saigerhütte Grünthal Westtor Das Westtor ist der markanteste Zugang zum Areal der Saigerhütte. Ursprünglich wurde nach dem letzten Brand der angrenzenden Gebäude im Jahr 1675 bei diesem Zugang zum Hüttenareal ein Torwächterhaus mit einer Durchfahrt errichtet, dieses aber 1856 wieder abgetragen. Stattdessen erbauten die Sächsischen Kupfer- und Messingwerke F.A. Lange ein Schmucktor. Zwei im Kopfbereich gegliederte Bruchsteinsäulen besitzen auf dem Zeltdach mit einer Kugel versehene Kupferspitzen. Der beide Säulen verbindende Torbogen mit Zinnenschmuck besitzt ein kleines Satteldach. Das Tor selbst ist ein zweiflügeliges Holztor. An den Säulen befinden sich zwei eingesetzte, mit Voluten geschmückte gekrönte Wappensteine. Der südliche Stein enthält die Inschrift: „GEGRVNDET 1537 VON HANNS LIENHARDT AVS ANNABERG ERKAVT 1567 VON CHURFVRST AVGVST“. Lichthaus Mit der Inbetriebnahme des Kraftwerks wurde die alte Kraftzentrale, das Lichthaus, zum Wohnhaus umgebaut. Das Gebäude steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Bau der 1895-1905 errichteten Kraftzentrale des Werkes. Der Bau der Energieversorgungsanlage ermöglichte zum einen die Versorgung des Werkes und teilweise auch der Umgebung mit Strom. Das eingeschossige Gebäude weist einen Natursteinsockel, Rundbogenfenster sowie ein flaches Satteldach auf und wird derzeit weiterhin als Wohnhaus genutzt. Zimmerhaus, Hüttenschule Das Zimmerhaus und die Hüttenschule sind durch einen Zwischenbau verbunden. Das rechtwinklig angelegte, ziegelgedeckte Satteldach des Zwischenbaus, verbindet das Satteldach des Zimmerhauses und das Walmdach der Schule in gleicher Trauf- und Firsthöhe. Die Dächer weisen verschiedene Dachaufbauten, wie Schleppgaupen und Fledermausgaupen, auf. Sowohl das Zimmerhaus mit Fleischbank als auch die angrenzende Schule wurden um 1612 errichtet. Der ältere Bauteil wurde 1537 als Stallhaus errichtet und später als Wohnhaus des Lehrers und somit gleichzeitig als Schule genutzt. Am Gebäude befindet sich eine Jahrestafel von 1627. 1873 erfolgte ein Umbau des Erdgeschosses der alten Zimmerei zum Wagenschuppen. Im Erdgeschoss des Zimmerhauses im südlichen Bereich hatte der Fleischhauer der Saigerhütte sein Domizil. Haus des Richters Lange Das Wohnhaus des Richters Christoph Lange wurde nach der im Schwellenbalken des Fachwerks vorhandenen Datierung 1611 erbaut. Die Balken weisen eine Verzierung mit Schiffchenkehlen auf. Das zweigeschossige Haus mit den originalen kleinen Fensteröffnungen wurde im Untergeschoss massiv und im Obergeschoss in Fachwerkbauweise errichtet. Das westliche Fachwerk wurde in späterer Zeit durch eine massive Mauerung ersetzt. Das Fachwerk zeichnet sich durch durchgängige Kopf- und Brustriegel sowie durch teilweise erhaltene, einfache Andreaskreuze aus. Es ist mit einem ziegelgedeckten Satteldach versehen. Hüttenschänke Die Hüttenschänke gehört zu den repräsentativsten Gebäuden auf dem Areal. Bei ihr handelte es sich im Ursprung um das Herrenhaus des Kupferhammers, das gleichzeitig für den Schichtmeister als Wohnhaus diente. Mit dem Bau eines eigenen Schichtmeisterhauses wurde es nach 1586 als Hüttenschänke genutzt. Die Saigerhütte besaß eine eigene Schankgerechtigkeit. Bei der vermutlich im 16. Jhrdt. Hüttenschänke, handelt es sich um ein zweigeschossiges Gebäude mit massivem Erdgeschoss, einem in Fachwerkbauweise errichteten Obergeschoss und einem teilweise ausgebauten Dachgeschoss. Das schiefergedeckte, leicht überstehende Satteldach besitzt beidseitigje eine Schleppgaupe mit sechs bzw. sieben Fenstern. Oberhalb des südöstlichen Giebelsbefindet sich der mit Kupferblech beschlagenebarocke Glockenturm mit Laterne und der Hüttenglocke aus dem 19. Jahrhundert. Am Giebel unmittelbar unter dem Glockenturm befindet sich das prächtige, mit Blattgold ausgelegte Zifferblatt der Uhr der Saigerhütte. Haus des Anrichters (Schichtmeisterhaus) Das sogenannte Haus des Anrichters gehört zu den markanten und großen Gebäuden innerhalb des Saigerhüttenareals. Das Haus ist zweigeschossig und kann in ein Haupt- und ein nordwestliches Nebengebäude unterschieden werden. Beide Gebäude sind zweigeschossig und haben jeweils ein mit verschiedenen Gaupen und Dachhäuschen ausgebautes Satteldach. Während das Erdgeschoss beider Gebäude massiv aufgemauert ist, weisen die Obergeschosse bzw. die Giebel Fachwerk auf. Bei dem Umbau des Anrichterhauses und des angrenzenden Kupferlagers, wurde das mit einem Erker und runden Fenstern im Erdgeschoss ausgestattete Nebengebäude unter Verwendung älterer Bausubstanz des vormaligen Kupferlagers, erbaut. In diesem wurde ursprünglich das zum Verkauf bestimmte Garkupfer eingelagert. Die Grundsubstanz des Anrichterhauses und des Kupferlagers geht auf die Zeit um 1586 zurück. Arbeiterwohnhaus neben dem Haus des Anrichters Das Arbeiterwohnhaus ist ein einstöckiges massiv errichtetes Gebäude mit einem hohen Walmdach. Das schindelgedeckte leicht überkragende Dach besitzt als Dachaufbauten mehrere Fledermausgaupen. Die Giebel des Hauses sind mit Brettern beschlagen. Die Fenster- und Türöffnungen besitzen die vermutlich ursprüngliche aus der Erbauungszeit des Hauses stammende Anordnung. Sie sind durch Putzfaschen hervorgehoben. Zwischen dem Arbeiterwohnhaus und dem nordwestlich gelegenen Haus des Anrichters befindet sich der von der Langen Hütte herkommende und ursprünglich in den ehemaligen Hüttenteich des Garhauses einmündende Wassergraben. Arbeiterwohnhaus Bei diesem Gebäude handelt es sich um ein weiteres kleines eingeschossiges Hüttenarbeiterhaus mit etwa 80 qm Grundfläche. Dieses Wohnhaus weicht von seiner baulichen Anordnung von den anderen Arbeiterwohnhäusern ab, denn es ist zur Hüttendurchfahrt giebelständig. Gleichzeitig steht aber damit das Haus mit seiner Längsseite parallel zum östlich vorbeiführenden Wassergraben, dem Abzugsgraben der Langen Hütte. Das Haus ist durch neue große und nicht der originalen Aufteilung entsprechende Fenster, möglicherweise auch durch den asymmetrisch angeordneten Hauszugang verändert. Das Satteldach des Gebäudes ist ebenso wie die Giebel mit Asbestschindeln versehen und besitzt kleine Schleppgaupen. Seiferthäuschen Die kleinen Häuschen der Hüttenarbeiter wurden bereits mit der Gründung der Saigerhütte angelegt, damit die Fachkräfte ortsansässig blieben. Das war notwendig, da die Hütte nicht durchgehend produzierte. In den Inventurlisten 1567 werden 8 Arbeiterwohnhäuser genannt. Sie befanden sich – wahrscheinlich aus Gründen der Sicherheit und des Brandschutzes - neben Produktionsbauten. Bei dem sogenannten Seiferthäuschen handelt es sich um ein kleines, eingeschossiges Gebäude mit einer Grundfläche von etwa 60 m². Das Haus besitzt auf beiden Längsseiten je zwei Fenster- und eine Türöffnung und an den Giebelseiten je eine Fensteröffnung im Erdgeschoss und im Dachgiebel. Das Haus hat ein schindelgedecktes Walmdach mit einem Ochsenauge auf der Südseite. Das im Hausinneren vorhandene Fachwerk lässt vermuten, dass das Haus ursprünglich vollständig in Fachwerkbauweise errichtet war. Wohnhaus Das Arbeiterwohnhaus soll ebenfalls in seinen Grundzügen aus dem 16. Jahrhundert stammen. Es gliedert sich in die Reihe der benachbarten Wohnhäuser entlang der durch das Hüttenareal führenden Straße ein. Während der Habitus der Gebäudehülle dem Original entsprechen dürfte, haben Umbaumaßnahmen den Charakter des Gebäudes stark verändert. Dazu gehören Änderungen der Aufteilung, der Größe und der Art der Fenster, ein neuer Anbau mit Schleppdach an der Rückseite des Gebäudes, das große mit Dachpappschindeln gedeckte Satteldach und nicht zuletzt die Farbgebung des Gebäudes. . Hüttenschmiede Nördlich der Arbeiterwohnhäuser und südöstlich vom Garhaus befindet sich, noch innerhalb des durch die Hüttenmauer eingeschlossenen Areals, die Hüttenschmiede. Bei dieser handeltes sich um ein zweistöckiges Gebäude, das im Erdgeschoss massiv aufgemauert und im Obergeschoss in Fachwerkbauweise erbaut worden war. Der östliche Giebel ist durchgängig aufgemauert, der westliche Giebel war mit Schiefer verblendet. Die Schmiede besaß ein ziegelgedecktes Satteldach. Dieses wurde 2008 einschließlich der Giebel abgetragen. Die Schmiede wurde bis 1867 genutzt und nachfolgend als Wohnhaus umgebaut. Treibehaus, ehem. Kupferwarenlager Das Treibehaus gehörte ursprünglich, neben der Langen Hütte und der Garhütte, zu den wichtigen Hüttengebäuden beim technologischen Gesamtprozess des Saigerns und der Weiterverarbeitung der Produkte insbesondere der Weiterverarbeitung des beim Saigerprozess nunmehr an Blei gebundenen Silbers. In der Treibehütte befand sich ein großer Treibeherd, der von zwei Blasebälgen die zum Treiben erforderliche Luft erhielt. Der Antrieb beider Bälge erfolgte durch ein Wasserrad. Im Treibehaus befanden sich neben verschiedenen Aufbewahrungskammern ein Laboratorium, eine Badestube, zeitweise auch die (Kupfer-) Münzstätte der Saigerhütte. Mit der Einstellung des Saigerverfahrens entfiel der Treibeprozess und das Gebäude wurde als Lager, ab 1886 als Gießerei genutzt. Bei einem Brand im Jahre 1903 wurde das Treibehaus eingeäschert und an seiner Stelle nachfolgend ein neues modernes Gießereigebäude erbaut. Lange Hütte Die im Jahr 1562 neu errichtete Lange Hütte bildete das technologische und architektonische Zentrum der Saigerhütte. Das eingeschossige Gebäude hatte eine Länge von 36 m und eine Breite von 21 m. An der nördlichen Seite der Langen Hütte war das Probiergebäude angebaut, in dem man die zu verarbeitenden Rohmaterialien auf ihre Metallgehalte untersuchte. Weitere Anbauten enthielten eine Gestübekammer, Röststadel sowie Radstuben. Drei unmittelbar im Gebäude vorhandene Wasserräder betrieben mit ihren langen Wellen die Blasebälge für fünf Schachtöfen und zwei kleinere Garherde. An der östlichen Gebäudewand befanden sich ein Darrherd und fünf Saigerherde. 1952/53 wurde die Lange Hütte bis auf die Grundmauern abgebrochen. Zur Veranschaulichung der in dieser Hütte eingesetzten Technik und der technologischen Prozesse des Saigerverfahrens erfolgte später die Rekonstruktion verschiedener Einrichtungen, u.a. verschiedener Ofentypen und Gebläse weitgehend an ihren originalen Standorten. Großes Kohlhaus Östlich der Langen Hütte befanden sich ein großes und ein kleines Kohlhaus. In diesen Speichergebäuden wurden die großen bei den verschiedenen Hüttenprozessen benötigten Mengen Holzkohle trocken gelagert. Die östlichen Mauern der Kohlhäuser dienten gleichzeitig als Hüttenmauer in diesem Areal. Die Grundmauern des großen Kohlhauses sind äußerlich kaum noch erkennbar, da sie beim Umbau zu einem Freizeitzentrum (u.a. Bowling-und Kegelbahn, Schießstand) einbezogen wurden. Alte Faktorei Das einfache, später mehrfach veränderte, umgebaute und erweiterte Gebäude der Alten Faktorei wurde im Jahr 1604 als Wohnhaus für den Faktor der Saigerhütte HIERONYMUS EYMER, errichtet. War der Gebäudekomplex ursprünglich wie eine kleine Hofanlage angelegt, sind heute noch das nordöstliche Haupt- und das sich daran direkt anschließende Nebengebäude erhalten. Bei der Alten Faktorei handelt es sich um ein zweigeschossiges, heute massiv aufgemauertes unterkellertes Gebäude mit einem mit Dachpappschindeln gedeckten Satteldach mit Schleppgaupen. Der bereits genannte ältere Anbau besitzt ein abgewalmtes Dach. Der wesentlich jüngere zweietagige, südöstliche Anbau besitzt ebenfalls ein Satteldach, das aber die Firsthöhe des Hauptgebäudes nicht erreicht. Den Hauptzugang des erhöht liegenden Erdgeschosses erreicht man über eine Freitreppe an der nordöstlichen Längsseite des Gebäudes. Seit dem Jahr 1848 wurde das Gebäude bis 1886 als neue Schule genutzt. Stall Südlich der großen Scheune steht das große, äußerlich unscheinbare Stallgebäude mit einer Grundfläche von nahezu 540 qm. Es besitzt ein flaches mit Dachpappe gedecktes Satteldach. Im Inneren des Stallgebäudes fanden gusseiserne Säulen als tragende Elemente Verwendung. Herrenhaus, Neue Faktorei Das ursprüngliche, später die Faktorei beherbergende Herrenhaus, ist gegenwärtig das dominierende Gebäude des gesamten Hüttenkomplexes. Die untere der drei Ebenen des Dachgeschosses wurde zu Wohnzwecken ausgebaut. Beidseitig wurde deshalb das Dach mit in zwei Ebenen liegenden Schleppgaupen versehen. Das zentrale Gebäude wurde um 1560 unter der Familie UTHMANN errichtet, später mehrfach umgebaut. Nach dem Erwerb der Saigerhütte durch den sächsischen Landesherrn wurde das Gebäude umgebaut und beherbergte nunmehr die Gemächer der kurfürstlichen Familie und ihrer Bediensteten. An eine erste Erweiterung des Herrenhauses unter KURFÜRST CHRISTIAN erinnert über dem Eingang an der Ostseite des Herrenhauses die Replik einer von zwei Hüttenleuten gehaltenen auf 1586 datierten kursächsischen Wappentafel und die darunterstehende Inschrift. Das Haus diente gleichermaßen als Faktor- und Wohnhaus des Faktors und wurde gleichzeitig als Lager genutzt. Mauer und Hüttenpforte Das zentrale Areal der Saigerhütte unter anderem mit der Langen Hütte, der Treibehütte, dem Herrenhaus und der Hüttenschänke war ursprünglich mit einem hölzernen Zaun, später mit Palisaden gesichert. Dass dieser Schutzwall in Kriegszeiten unzureichend war, zeigte sich bei den Ereignissen des Dreißigjährigen Krieges. Aufgrund dieser Erfahrungen wurde im Zeitraum zwischen 1656 und 1694 eine insgesamt 1019 m lange und etwa 2,1 m hohe mit Schießscharten ausgestattete Mauer aus Bruchsteinen errichtet. Von dieser Mauer haben sich Teile im Nordwesten zwischen dem Westtor und dem Garhaus, im Osten im Bereich des Osttores und der Hüttenschmiede sowie im Bereich der Hüttenpforte östlich der Neuen Faktorei, beim Herrenhaus erhalten. Über gesicherte Toranlagen gelangte man zur Saigerhütte. Durch die sogenannte Hüttenpforte gelangte man auf dem Grabensteig vom Herrenhaus zum Unteren und Oberen Hüttenteich. Altes Brauhaus Im Jahr 1580 wurde unter dem Faktor Heinze ein altes Hammerhaus, der sogenannte Kleine Hammer, zum Brauhaus umgebaut. Die Brau und Schenkgerechtigkeit gehörte seit der Gründung der Saigerhütte zu den erteilten Privilegien. Mit der Reprivatisierung der Saigerhütte 1873 wurde das Brauhaus zum Zimmerhaus umgebaut. Das Brauhaus zeigt sich als eingeschossiges, mit einem ziegelgedeckten Satteldach ausgestattetes Gebäude, dessen östlicher in Fachwerkweise ausgeführter Giebel im Winkel von beinahe 45° zur Traufseite des Gebäudes steht. Südöstlich des Gebäudes befindet sich ein eingeschossiger Anbau mit einer Grundfläche von etwa knapp 150 qm. Nordöstlich vom Brauhaus befand sich das abgerissene Pochwerk der Saigerhütte. Kutscherhaus Das Kutscherhaus gehört zu den jüngeren Gebäuden innerhalb des von der Hüttenmauer eingeschlossenen Geländes. Es besitzt einen L-förmigen Grundriss und ist eingeschossig mit ausgebautem Dachgeschoss erbaut. Die aneinanderstoßenden beiden Gebäude besitzen zwei schiefergedeckte überstehende Satteldächer mit Schleppgaupen. Das heute als Wohnhaus genutzte Gebäude wurde im Jahr 1907 errichtet. Der heute umgenutzte Wagenschuppen befand sich dem Haus gegenüber. Energiezentrale Die Elektroenergiezentrale wurde in den Jahren1905 /06 erbaut. Die Energiezentrale nutzte zwei Francisspiralturbinen mit entsprechenden Generatoren zur Elektroenergiegewinnung. Das von Rothenthal herbeigeführte Aufschlagwasser wurde durch eine Rohrleitung vom Lichthaus unter dem Unteren Teich den Turbinen zugeführt. Für wasserarme Zeiten stand eine Lokomobile der Firma Lanz mit einer Leistung von 120 / 180 kW zur Verfügung. Für die Dampfanlage wurde der heute gekürzte Schornstein erbaut. Die gesamte Energiezentrale umfasst eine Fläche von mehr als 650 qm und weist die typische Industriearchitektur der Zeit vom Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Verwendung von Klinkern als Schmuckelemente, Bogenfenster mit Eisenrahmenfenstern, flache Satteldächer auf. Zwar genügte die Energiegewinnung zur Versorgung der umliegenden Gebäude und Industrieanlagen mit Kraftstrom, für den Antrieb der energieintensiven Walzgerüste nutzte man auch weiterhin Dampf- und Wasserkraft. Grabensystem Das Wasserversorgungssystem der Saigerhütte kann im Wesentlichen in eine Nutzung von Wasser aus der Flöha oder aus der Natzschung unterschieden werden. Aufgrund der Morphologie einerseits und des beachtlichen Wasserangebots andererseits, gab es genügend Aufschlagwasser für die technischen Anlagen der Saigerhütte. Das Wasser der Natzschung wurde an verschiedenen kleineren Wehranlagen entnommen und über Kunst- oder Aufschlagwassergräben den Kraftmaschinen zugeführt. Die gebräuchlichsten Kraftmaschinen waren Wasserräder. Sie trieben im Hüttengelände die zahlreichen für unterschiedlichste Prozesse notwendigen Blasebälge an. Bei ihnen handelte es sich meist um Kastengebläse. Außerdem betrieben Wasserräder über Daumenwellen beispielsweise die Schwanzhämmer der Hammerwerke, Pochwerke oder andere technische Einrichtungen. Der Wasserspeicherung zur Aufschlagwasserversorgung in niederschlagsarmen Zeiten diente das in Kunstteichen, hier Hüttenteiche genannt, gespeicherte Aufschlagwasser. Man unterschied den Oberen- und den Unteren Hüttenteich. Ein dritter, zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfüllter Kunstteich befand sich zwischen den Arbeiterwohnhäusern und dem Garhaus. Das Wasser konnte in verschiedene Kunstgräben abgeschlagen und den jeweiligen Verbrauchern zugeführt werden. Die Mehrzahl der Gräben hat sich im Gelände erhalten, ein Teil der Gräben, insbesondere auf dem Areal der Saigerhütte, ist heute wasserfrei. Faktoreiteich Der Faktoreiteich ist der größte der drei Hüttenteiche. Er hat eine Breite von nahezu 150 m und eine Länge von etwa 100 m. Etwa in der Teichmitte befindet sich eine künstlich angelegte Insel. Laube des Faktors Westlich des Unteren Hüttenteiches, unmittelbar am oberen Hüttengraben, unweit des oberen Hüttentores, befindet sich ein bauhistorisches Kleinod, die Laube des Saigerhüttenfaktors AUGUST ROTHE. Die aus Holz erbaute und mit einem kupfergedeckten Zeltdach versehene Laube besitzt eine Grundfläche von gerade einmal 16 qm. Im Inneren der Laube finden sich verschiedene Psalmenzitate und die teilweise restaurierte originale Farbgestaltung unter der Verwendung einheimischer Kobaltfarben. Althammer Der um 1534/37 erbaute und heute als Althammer bezeichnete Kupferhammer befindet sich außerhalb und östlich der in diesem Gebiet erhaltenen Hüttenmauer. In den Jahren 1958-1960 erfolgte die Instandsetzung der technischen Ausstattung des Hammers unter Verwendung der Ausrüstung vom Neuhammer. Die technische Ausstattung besteht aus drei, von einem Wasserrad über eine Nockenwelle angetriebenen, Schwanzhämmern. Ein zweites Wasserrad betätigt über Gestänge den Blasebalg. Die Radstuben befinden sich an der Ostseite des Gebäudes. Unmittelbar über dem Schmiedefeuer befindet sich die bis in Firsthöhe geführte, mit einer Krone versehene markante Schmiedeesse des Althammers. Der Hammer diente bis 1914 zur Herstellung von Kupferblechen und deren Verarbeitung zu Gebrauchsgegenständen, zu denen Schalen, Kessel verschiedenster Art zählten. Seit seiner Wiederherstellung 1960 wird er als museale Schauanlage genutzt. Hüttenmühle Der Ausgangspunkt der Entstehung der Hüttenmühle geht auf die Anfänge der Saigerhütte zurück. Als Erbauer wird 1537 Christoph UTHMANN genannt. Die Hüttenmühle besaß ursprünglich drei Mahlgänge. Im Lauf der Geschichte wurde die Hütte mehrfach durch Brände, Hochwasser oder bei Kriegsereignissen zerstört oder beschädigt und nachfolgend wieder aufgebaut. Die Mühle wurde als Pachtmühle betrieben und erst nach 1945 zu Wohnzwecken, ab 1986 zu einem Wohnhaus mit Café ausgebaut. Die Mühle zeigt sich heute als ein massiv aufgeführtes Gebäude mit einem Satteldach und ausgebautem Dachgeschoss. An der nördlichen Gebäudeseite befindet sich ein zweigeschossiger ebenfalls mit einem Satteldach versehener Anbau. Garhaus Das Garhaus der Saigerhütte Olbernhau-Grünthal befindet sich nur wenige Meter westlich der Hüttenmühle, außerhalb der Hüttenmauer. Sein Aufbau geht ebenfalls in die Anfangszeit der Saigerhütte zurück, denn erbaut wurde das Garhaus unter der Familie UTHMANN um 1560. Der Prozess des Garens wurde davor in der Langen Hütte durchgeführt. Das Garhaus war mit einer Grundfläche von annähernd 280 qm eines der größten Gebäude der Saigerhütte. Nach der Einstellung des Saigerbetriebs wurde das Gebäude als Raffinierhütte, später auch als Drahtzieherei und als Werkstatt, gegenwärtig als Verkaufsstelle genutzt. Diese veränderten Nutzungen führten auch zum mehrmaligen weitgehenden Umbau des Gebäudes. Das Gebäude zeigt sich heute als eingeschossiges Bauwerk mit einem mächtigen Satteldach, das durch eine Aufstockung der südlichen Gebäudehälfte in ein Schleppdach (mit einem Dachhäuschen) abgeändert wurde. An die nördliche Giebelwand wurde ein Nebengebäude angebaut. Neuhammer Der ebenfalls in seiner Grundsubstanz aus dem 16. Jahrhundert stammende Neuhammer befindet sich linksseitig der Flöha. Seine Inbetriebnahme erfolgte 1586. In einer der Flöha zugewandten Radstube befanden sich zwei Wasserräder von etwa 8,5 m Durchmesser. Ein Wasserrad betrieb die drei unterschiedlich großen Schwanzhämmer, ein zweites Wasserrad betätigte den doppelten Blasebalg am Schmiedefeuer. Ein zweiter kleinerer Blasebalg wurde manuell betätigt. Er diente zum Anwärmen kleinerer Schmiedestücke. Ein separater Raum im Erdgeschoss diente ursprünglich als abschließbares Kupferlager. Auf den Ambossstöcken der drei unterschiedlichen Schwanzhämmer befanden sich entsprechende Ambosse. Die noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts betriebsfähige technische Einrichtung des Hammers wurde 1960 in den Althammer umgesetzt. Das obere in Fachwerk möglicherweise erst später aufgestockte Gebäude enthielt neben Verwaltungsräumen auch die Wohnung des Kupferschmiedes.