Der Anfang eines Postwesen in Sachsen geht bis zum Ende des 15. Jahrhunderts zurück. Zunächst jedoch ausschließlich war diese für die kurfürstliche Hofpost gedacht. Diese Hofpost war natürlich nicht öffentlich. Das änderte sich 1613, da wurde die staatliche sächsische Post gegründet. Zunächst als „Fußpost“ später als „Reitpost“.

In Sachsen wurde die erste „fahrende“ Post am 30. August 1683 eingerichtet. Mit dieser Postkutsche wurden Pakete, Briefe und auch Personen befördert. Zweimal pro Woche von Leipzig nach Dresden. Gefahren und befördert wurde nach einer Post- und Taxordnung indem die Postgebühren und der einheitliche Betrieb der Postdienste geregelt wurden. Das Fahrgeld der gewöhnlichen Post betrug 5 Groschen pro Meile ( 1 Meile = 9,062 km) und Person, plus 1 Groschen Trinkgeld an den Postillion je Station und 2 Groschen Schmiergeld an den Wagenmeister für das Schmieren der Achsen an jeder Station. Diese Postordnung blieb im Wesentlichen fast 150 Jahre lang bestehen. Poststraßen wurden vermessen und Postmeilensäulen aufgestellt.

Um 1713 bekam Adam Friedrich Zürner den Auftrag eine neue „Post Karte“ zu vermessen und zu erstellen, um „Ämter samt denen darinnen befindlichen Herrschaften, Rittergüter, Städte, Dörfer und dergleichen zu erfassen“. Er konstruierte einen „Geometrischen Messwagen“ - einen in der Kutsche angebrachten Mengenzähler bei dem das Hinterrad über ein Schneckengetriebe ein Zählwerk antrieb. Das ermöglichte eine sehr genaue Vermessung der Straßen.

Um 1830 hatte die Postkutsche bei uns in Sachsen bereits einen großen Umfang angenommen. Jedoch ca. 10 Jahre später wurde auf vielen Strecken die Fahrt mit der Postkutsche eingestellt.

Von 1824 – 1856 fuhr die Postkutsche auf der „Obererzgebirgischen“ oder „Alte Poststraße“ die Strecke Marienberg – Olbernhau – Sayda – Frauenstein – Freiberg.

Das Baujahr bzw. das Jahr der Reparatur der Kaiserlichen Postkutsche der Gemeinde Pfaffroda, heute Stadt Olbernhau, beläuft sich ca. um 1871 oder 1874. Wie lange diese Postkutsche auf den Straßen ihrer Bestimmung nach kam ist nicht bekannt. Diese Postkutsche soll von 1875 – 1920 von Olbernhau nach Deutschneudorf gefahren sein. Postkutschen haben Städte und Gemeinden oftmals als Geschenk von der Deutschen Post erhalten.

Untergestellt war die Postkutsche lange Zeit in der sogenannten „Käserei“ auf dem Anwesen der Familie von Schönberg. Später stand sie zur Ausstellung im Museum Schloss Pfaffroda. Schon zu DDR Zeiten fuhr die Postkutsche zu Schul- und Heimatfesten. Auch zum Tag der Sachen wurde sie ausgeliehen. Zuletzt, im alten Zustand, fuhr die Postkutsche zum Schulfest 2004, anlässlich zur Feier 150 Jahre Schule Pfaffroda.

2006 begann die Vorbereitung unserer 800 Jahr Feier für das Jahr 2009 . Unter der Schirmherrschaft unseres damaligen Bürgermeister, Reiner Lippmann, wurde u.a. die Sanierung der Postkutsche beschlossen. Fachleute waren gefragt . Herr Klaus Beckert – gelernter Zimmermann und Stellmacher – 2006/68 Jahre, sowie Horst Pauli (†) – gelernter Schmied und Schlosser – 2006/ 69 Jahre , erklärten sich bereit diese Arbeiten zu übernehmen. Mit Begeisterung, Freude für diese Herausforderung, Fachwissen und Handwerkliches Geschick gingen beide in ihrer Freizeit ans Werk.

Der Vorderwagen (Drehgestell) wurde neu aufgebaut. Alle beweglichen Teile wie Bremsen, Schlösser, Hinterachse und vieles mehr wurden überholt. Neue Räder bekam die Postkutsche 2007. Diese Arbeit war eine besondere Herausforderung für beide Männer, doch sie freuten sich über den Erfolg ihrer Arbeit. Die Postkutsche bekam noch neue Türen und einen Farbanstrich. Die Innenausstattung eine neue Polsterung der Sitze, Verkleidung der Türen und eine Decke für den Kutscher fertigte die Sattlerei Wenzel aus Forchheim.

So konnte das „Prachtstück“ 2009 zur 800 Jahr Feier glänzen. Dank den beiden Herren, Klaus Beckert und Horst Pauli (†).

 

Aufgeschrieben vom M. Waldau – Ortschronistin, Quelle: Sächsische Postgeschichte, sowie Gespräche, Foto und Unterlagen von Klaus Beckert.