Die „Altdeutsche“ war eine sehr bekannte und traditionsreiche Gaststätte in unserer Stadt.

Ursprünglich befand sich in diesen Räumlichkeiten die Brauerei des Rittergutes. Das Braurecht war eine der
Privilegien des Rittergutsbesitzers. Die Brauerei verfügte aber nicht über genügend Lagermöglichkeiten. Darum wurden die Fässer in den Kellerräumen der „Ausschänke“ (später Deutsches Haus) auf der Töpfergasse und in Rungstock in der „Kellerschänke“ (heute Hermsdorf-Bäcker-Haus) gelagert. Hergestellt wurden die Bierfässer in der Böttchergasse.

Eine kuriose Sache gab es in früheren Zeiten. Im Mittelalter herrschte ein „Bierzwang“. Es durfte nur Bier der einheimischen Brauerei getrunken werden. Das Schmuggeln (Paschen) von auswärtigem Bier, zum Beispiel
aus dem Böhmischen, wurde bestraft.

1896 wurde dann die neue und moderne Brauerei von KARL GERLACH an der Blumenauer Straße eröffnet. Im Rittergut wurde das Braugewerbe eingestellt.

1902 wurde in den Räumen ein „Altdeutsches Kellerrestaurant“ eröffnet. Die Gewölbe in der Gaststätte zierten 5 originelle Fresken. Die Gemälde wurden durch flotte Sprüche ergänzt. Auch am Eingang der Gaststätte gab es zwei Gemälde. Sie stellten einen Kaufmann und einen Landsknecht dar. Die Gemälde wurden 1931 mit einem Aufwand von 1500 Reichsmark durch den Münchener Maler PROF. SOMMER erneuert. Nach 1945 wurde die
Gaststätte durch die Wismut-HO weiter betrieben. Auch die Gemälde blieben erhalten.

Anfang der 1960er wurde die Gaststätte dann durch die staatliche Handelsorganisation (HO) übernommen. Die Gaststätte wurde umfassend renoviert. Es wurde festgestellt, dass die Wandgemälde „nicht mehr den neuen Bestimmungen der Gaststätte“ entsprachen und sie wurden entfernt.

Es ist dem Olbernhauer Fotografen WILHELM LORENZ zu verdanken, dass es noch Bilder von den alten Fresken gibt. In der neuen „Altdeutschen“ wurden neue Bilder vom Olbernhauer Maler KIRBACH angefertigt.

Ab 1969 erfolgte dann der große Umbau des Hauses zum Hotel „Stadt Olbernhau“. Dabei wurde der separate Eingang zur Gaststätte beseitigt und der Zutritt erfolgte durch den Hoteleingang. Im „Stadt Olbernhau“ dienten die Räumlichkeiten zuerst als Weinrestaurant. Es gab aber keine Wandgemälde mehr.

Nach dem Brand im Jahr 1993 wurde das Gebäude zum Kanzleihaus umfunktioniert. Die Räumlichkeiten der „Altdeutschen“ wurden für den Gaststättenbetrieb vorbereitet und auch durch eine Brauerei zur Pacht ausgeschrieben. Seitdem gab es für die Räume viele verschiedene Nutzungen: Imbiss, Handel und Büro. Der Wunsch nach einer traditionsreichen Gaststätte hat sich aber nicht erfüllt.