Wie die Ortspyramide in Dörnthal entstand
Es war im Jahre 1993, als Bürgermeister Lippmann dem Kulturausschuss der Gemeinde die Idee vortrug, eine Ortspyramide in Dörnthal bauen zu lassen. Sie sollte in der Kleinparkanlage an der Ankerkreuzung aufgestellt werden. Die Gemeinde könnte einen Teil der Finanzierung übernehmen. Das war ein großes Vorhaben für solch einen kleinen Ort, drehten sich doch zu dieser Zeit nur wenige Pyramiden im mittleren Erzgebirge.
Es fanden sich zunächst drei Bürger, die diese Aufgabe in Angriff nahmen: Bernd Kind erstellte den Gesamtentwurf. Als weiterer Mitstreiter führte Dietmar Glöckner alle anfallenden Tischlerarbeiten und die Elektroinstallation aus. Als Dritter im Bunde erledigte Horst Zimmermann alle Schlosserarbeiten an dem hohen Pyramidengestell. Die Pyramide sollte sechs Meter hoch werden und in ihrer Bauweise der Göpelwerksform mit dem breiten sechseckigen Grundriss und deren typischer Dachkonstruktion entsprechen. Bernd Kind drechselte die acht Figuren, die im Ganzen aus Fichtenstämmen herausgearbeitet wurden.
Im Vorfeld musste überlegt werden, welche Berufe für Dörnthal typisch sind. Er entschied sich schließlich für Schmied, Gastwirt, Kutscher/Bauer, Waldarbeiter und Feuerwehrmann. Sie sollten die untere Etage zieren. Für die obere Etage wurden ein Weihnachtsmann mit Schlitten und drei Wichtel gedrechselt.
Allein das große verzinkte Metallgerüst brauchte den finanziellen Zuschuss der Gemeinde auf. Dieses Grundgestell verlangte eine genaue Anpassung, sollte es doch auf den Springbrunnen passen, der im Winter natürlich stillgelegt wurde.
Nach einigen Monaten Bauzeit wurde die Pyramide im Spätherbst auf dem Saal der nicht mehr genutzten Gaststätte „Anker" aufgebaut, um einen Probelauf zu starten. Dieser verlief ohne größere Probleme.
Daraufhin schlug die Besitzerin der Gaststätte Waltraud Rechenberger vor, das Anschieben der Pyramide am Donnerstag vor dem 1. Advent vorzunehmen. Zu diesem Termin wurden alle, die in irgendeiner Form am Bau beteiligt waren, mündlich eingeladen. Auch einige Anwohner hatten mitbekommen, wann sich die Pyramide drehen sollte. Die Erbauer hofften inständig, dass alles gelingen möge. Die Spannung war enorm. Wird sie laufen? Strom an - Applaus ertönte - die Figuren begannen, ihre Runden zu drehen. Es war sehr kalt an diesem Tag. Um auf den erfolgreichen Lauf der Pyramide anzustoßen, hatte Traudel Rechenberger Punsch und auch Gläser von zu Hause mitgebracht. Damit war eine eindrucksvolle Gemeinschaftsarbeit für Dörnthal gelungen und gleichzeitig eine neue Tradition begründet. In den folgenden Jahren sind viele weihnachtliche Aktivitäten dazu gekommen.
Klaus Jablinski
Ortschronist