Vorbemerkung des Ortschronisten:

In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hat Ursula Irmscher aus Dörnthal (heute Berlin) im Literaturzirkel von Luise Born folgende vorweihnachtliche Geschichte im Dörnthaler Dialekt geschrieben und uns damit ein schönes Stück Zeitgeschichte aus den fünfziger Jahren hinterlassen. Vielen Dank dafür.

 

„Als wir nuch Kinner worn, do wor doch de Vürweihnochtszeit ne ganz offregende Soch. Ich wess noch genau, mei Schwaster un ich hatten uns de Nosen glott gedrückt an de Fanster im übernächsten Haisel. Do hot de Eismann, Ella ihrn Hannel.

De Ella, ne Witfro aus dan letzten Krieg, musst ihre 4 Kinnner salber dernährn. So fuhr de Ella mit`n Autobus nach Seiffen. Dort kooft se bei ollen Spielzeigharstellern of, o bei dann, die su rund um Seiffen Woren mochten. Se koft dort, was se kofen kunnt. Dann hat se doch das Zeig weisterhole ufn Buckel bis zur Bushaltestell getrogn. Wenn se aber in unsern Ort onkom, stond ens von ihrn Kinnern mit`n Handwogn do un bei Schnee mit`n Schlitten, um das viele Gekastel und Gepackel dos Dorf nauf zu fohrn.

Vun weitem härten wir schun dos Geratter und wenns dor Schlitten wor dos Gebimmel. Beedes wor für uns das Zechen, bei dor Ella gibts wieder ewos zu gucken. De Ella dahemm ohgekumme, mochte sich immer glei an de Auspockerei. Se hot monchmol gar ne erscht nen Mantel ausgezogn, so ufgeregt wor se jedsmol,wenn se vum Eikoofen ehem kom. E Kastel un Packel noch`n annern tot se auspocken un an ihre kleenen Fanster stelln.

So kunnten de Leit im Dorf sahn, wos se für neies Zeig wieder ohgebrocht hot. Wos do su olles nochennaner anzu kom: Pfaar, braune un weiße, gruße un kleene, braungeschackte Uchsen, possende Wogn dozu, Pfaarställ un ganze Bauernhaiser, sämtliches Fadervieh aus Hulz kom su nochenanner aus dan Kasteln un Packeln, Hulzautos in ollen möglichen Ausführung. Un jedesmol kom vun uns Kinnern e grußes „Oh“ aus unnern Mund, wenn de Ella alles su hinstellet. An de Fenster kunnt se nischt mehr stelln, do wor schu olles übervull. Nu kom dos Zeig dr Reihe noch ins Regol. Es kunnt nuch esu kalt sei, bei dr Ella ihrer Auspockerei ging wir nie vun de Fanster wag.

Nu kom o schu de erschten Leit un wullten koofen. De Ella hotte uff, wenn se derhem wor, egol welche Zeit. Un wenn de Leit einkooften, do wurn de Fanster zugezugn. Dar Grund wor, wir Kinner kunnten doch dann nen Hans oder Max sogn, die Mutter hat für dich dies oder dos bei der Ella gekooft. Do wussten die doch glei, wosse vom Ruppersch kriegten. Sugar de Ella ihre Kinner durften nie derbei sein, se mussten in de Stub, aber monchmol ham se durchs Schlüsselloch geguckt. Un wenn se da wos mitkriegten, dos wor sufort bein Kinnern in dr Nochbarschaft rum. Monchmol wussten wir ober o ganz genau, dr Siegfried kriegt nen Pfaarstoll un de Ellen enne Puppenstub, denn die grußen Packeln unnerm Arm erkannten wir uff dr Dorfstraß sofort. Un de Neiigkeet wurd sofort als grußes Geheimnis verroten. Wenn ich es heit bedenk, wor`s nie schien, so wos wetter zu sogn, denn de gruße Überraschung wor wag. Nischt wor scheener, wenn dr Ruppersch ewos aus`n grußen Sock brocht, wos mer gor ne für möglich hielt, es ze kriegn.“