Öl-, Mahl- oder Stampfmühlen konnten erst entstehen, nachdem die Siedler ihre Bauernhöfe vollständig errichtet und längere Zeit den Feldbau nach den Regeln der Dreifelderwirtschaft betrieben hatten. Dann waren sie in der Lage, ihre Feldfrüchte, die nicht zum täglichen Gebrauch bestimmt waren, in Mühlen zu veredeln.
Bei der Anlegung und Gründung der Erzgebirgsdörfer im 13./14. Jhd. achteten die Landmesser oder Lokatoren in erster Linie darauf, dass bei der Neuansiedlung Wasserläufe und Quellen zur Versorgung von Mensch und Tier vorhanden waren. Später konnten die Wasserreserven auch für den Antrieb der Wasserräder genutzt werden. Es wurden Mühlgräben vom Dorfbach weggezogen und mittels errichteter Wehre angestaut bzw. reguliert.
Anhand alter Karten, Kaufverträge und Erbregister hat mein Vorgänger als Ortschronist, Walter Herrmann, herausgefunden, dass es in der Zeit von 1550 – 1700 in Dörnthal 13 Mühlen gegeben hat, die teilweise für die Öffentlichkeit oder für den eigenen Bedarf der Bauern genutzt wurden. Zwei Mühlen entstanden erst nach 1800. In Haselbach gab es 5 Mühlen und in Forchheim 6, die zum Teil durch den Bau der Saidenbachtalsperre 1926 überflutet wurden.
Die erste Nachricht über den Getreide- und Leinanbau in Dörnthal findet sich im Visitationsprotokoll der Kirche von 1539, in dem für das Pfarrgut neben 4 Scheffel Korn und 36 Scheffel Hafer auch 1 Scheffel Lein für den Anbau angeführt werden.
Die Mahlmühle von Gunter Braun hat bis ins Jahr 2000 produziert und wurde dann zur Gaststätte mit Wasserrad umgebaut. Sie existiert mindestens seit 1559. Die Ölmühle von Christl Braun arbeitet seit 1650 bis heute ununterbrochen und gehört damit zu den ältesten noch produzierenden Ölmühlen Deutschlands. Über die Geschichte dieser beiden Objekte habe ich bereits ausführliche Artikel veröffentlicht.
Selbst im 20. Jahrhundert drehten sich noch mehrere Wasserräder in Dörnthal, die Mühlen antrieben. So zum Beispiel bei Einert, Max im Oberdorf, die Schiefermühle bei Steinert, Paul und die Mendemühle. Auch die Drechslerei von Kempe, Otto beim Rittergut wurde noch von einem Wasserrad angetrieben. Zum Teil ist der Mühlgraben heute noch zu sehen. In früheren Zeiten besaßen viele Bauern eigene Mühlen, zum Teil mit Mahlwerken für Getreide oder mit Stampfwerken für Leinsaat.
Sie hatten zum Jahresende an die Herren von Schönberg einen Mühlenzins zu entrichten. Genannt seien neben den bereits aufgeführten Objekten die Richtermühle an der späteren Holzfabrik im Oberdorf oder die Ölmühle am Haus von Helmert, Reinhard, die ursprünglich zum Gläsergut Nr. 148 gehörte. Das Rittergut verfügte über zwei Mühlen, die Herrenmühle am Huthaus, die nach ihrem Verkauf 1787 Bergwerksmühle hieß und die andere wurde Hofmühle genannt. Dort befand sich später die Drechslerei von Otto Kempe. Etwas außerhalb des Ortes am Teich wurde 1844 die Schneidmühle erbaut. Sie war bis 1978 in Betrieb. In einer Übersicht sind noch einmal alle 15 Mühlen aufgelistet, die bisher von Dörnthal bekannt sind. Außerdem ist die aktuelle Hausnummer und die Laufzeit der Mühlen ersichtlich. Während des Dreißigjährigen Krieges gab es in Dörnthal große Zerstörungen. Die Gebäude zu den laufenden Nummern 6, 8, 9, und 14 wurden nach diesem Krieg nicht wieder aufgebaut und sind in alten Akten als Mühlenstätten bezeichnet.
Verzeichnis der Dörnthaler Mühlen seit 1559
Lfd.Nr. | Aktuelle Hausnummer | Ortsüblicher Name | Urkundliche Nennung |
1 | Am Feierabendheim 2 | Hofmühle am Rittergut | 1562 – 1909 |
2 | Nr. 18 | Herrenmühle am Huthaus | 1620 – 1906 |
3 | Nr. 47 | Ölmühle Christl Braun | 1650 – 2021 |
4 | Nr. 55 | Mahlmühle/Gaststätte Gunter Braun | 1559 – 2003 |
5 | Nr. 73 | Helmert, Glöckner | 1561 – 1919 |
6 | zwischen Nr. 73 und 79 | Mühlenloch | 1666 – 1714 |
7 | Nr. 79 | Mendemühle (heute Kaltofen) | 1596 – 1959 |
8 | zwischen Nr. 106 und 112 | Mühlenstätte zwischen Herhold und Weidensdörfer | 1624 – 1648 |
9 | bei Nr. 103 | Mühlstätte bei Bellmann (heute Grübler) | 1610 – 1646 |
10 | Nr. 138 | Schiefermühle | 1842 – 1939 |
11 | Nr. 166 | Einertmühle (heute Welzl/Köhler) | 1686 – 1939 |
12 | Nr. 207 | Richtermühle (ehemals Trommler-Fabrik) | 1661 – 1885 |
13 | Freiberger Str. 503 | Schneidemühle am Teich | 1844 – 1978 |
14 | bei Nr. 151 | Mühlstätte (ehemals Butter) | 1674 – 1751 |
15 | gegenüber Nr. 6 | Rochlitzer Mühle – Haus gibt es nicht mehr | 1665 – ? |