Für rund zweieinhalb Jahrhunderte besaß die Gemeinde Blumenau einen hohen Stellenwert für die Bergstadt Freiberg. Hier lag einer der bedeutendsten Floß- und Kohlplätze für die Hüttenwerke in und um Freiberg. Das über die Flöha und ihre Nebenflüsse herangeflößte Holz wurde hier aufgefangen und in Meilern zu Holzkohle als dem wichtigsten Brennstoff für die Hüttenprozesse verarbeitet.
Über die Jahrhunderte sind hunderttausende Kohlewagen, vier-, sechs- und achtspännig, über die alte Kohlstraße nach Freiberg gefahren. Zu den Frachtdiensten wurden alljährlich Bauern der umliegenden Dörfer verpflichtet. Es waren Zwangsdienste, aber sie wurden bezahlt. 1589 betrug der Tariflohn für eine Wagenladung Holzkohle von Blumenau nach Freiberg 21 Groschen.
Wie viele Wagenladungen es insgesamt in all den Jahren gewesen sein mögen, das ist nicht mehr feststellbar. Nur für einige wenige Jahre kennen wir genaue Zahlen. So waren es 1605 2.846 Wagenladungen, 1735 sogar 15.648.
Es sind nach dem Verlauf der alten Kohlstraße 33 Kilometer bis nach Freiberg und 36 Kilometer bis zu den Hüttenwerken von Halsbrücke. Löffler gibt für das Jahr 1605 einschließlich der Leerfahrten 198.684 zurückgelegte Kilometer an.
Die Zeugnisse dieses einzigartigen Kapitels der Montan- und Verkehrsgeschichte unserer Heimat sind spärlich. Wandert man aber von Reukersdorf aus durch den Scheitwald hinauf zu den Fluren des Ortsteils Hutha der Gemeinde Hallbach, da liegt Geschichte buchstäblich auf der Straße. Es sind bis zu drei Meter tiefe Hohlwege links und rechts der heutigen Waldstraße, vielen unserer Bürger gar nicht bekannt, von vielen übersehen.
Die meisten kaum oder sehr spärlich befestigten Transportwege schnitten sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt in das Gelände ein – so tief, dass die Wagen schließlich stecken bleiben mussten. Dann aber machten die Fuhrleute um diese Stellen einen leichten Bogen. Oft nur zwei oder drei Meter vom alten Hohlweg entfernt, entstand nach und nach ein neuer.
Im Scheitwald findet man drei bis vier solcher „Altstraßen“ an einigen Stellen nebeneinander. An keiner anderen Stelle unseres Kreises, wo sich noch Fragmente solcher „Altstraßen“ finden, ist das so ausgeprägt.
Es wäre angebracht, einige der markantesten Wegabschnitte zu Bodendenkmalen zu erklären und den Wanderer durch Schautafeln auf Geschichte und Bedeutung hinzuweisen. Diese Hohlwege sind unwiederbringliche Zeugnisse einer langen territorialen Geschichte.
Günter Arnold †
Aufgeschrieben und eingesandt von H. May, Hallbach