Landschaftlich reizvoll in 635 m Meereshöhe gelegen, scheint die Dörnthaler Wehrgangskirche über Tal und Ort zu wachen, obwohl sie von den meisten Stellen unseres Dorfes nicht sichtbar ist. Trotzdem ist sie aus dem Ortsbild nicht wegzudenken. Sind doch Orts- und Kirchengeschichte untrennbar miteinander verfl ochten. Schließlich waren Dorfgemeinschaft und Kirchgemeinde über viele Jahrhunderte nahezu identisch. Außerdem waren bereits die ersten Siedler, nachdem sie ihre eigene Unterkunft errichtet hatten, mit dem Bau einer Kirche beschäftigt.

Die genaue Entstehung von Kirche und Ort liegen im Dunkeln der Geschichte. In einer Bischofsmatrikel aus dem Jahre 1346 soll die Kirche bereits erwähnt worden sein. Allerdings wurde dieses Dokument nie aufgefunden.

Es gibt erst im 18. Jhd. einen Verweis auf die alte Matrikel. Das wurde von der Kirchgemeinde zum Anlass genommen, im Jahre 1996 die 650-Jahrfeier der Kirche zu begehen. Da Ortsjubiläen in der Regel nur nach tatsächlich vorhandenen Originalquellen gefeiert werden, beging unser Dorf 1999 erst die 550-Jahrfeier. Diese geht auf eine Urkunde des Jahres 1449 zurück, die der Witwe des damaligen Dorflehnherrn Caspar Wigkart eine lebenslange Existenzsicherung gewährleistete. Man kann getrost davon ausgehen, dass der Ort Anfang und die Kirche Ende des 13. Jahrhunderts entstanden sind.

Die früheren Chronisten vermuten, dass die Kirche um 1500 – in der Hussitenzeit – wehrhaft um- und ausgebaut wurde. So sind die Außenmauern der Dörnthaler Kirche bis auf 1,60 m Dicke verstärkt worden. Auf die Mauern kam ein hölzerner Wehrgang, der über die Außenmauer hinausragt. Deshalb wird das Bauwerk auch als Wehrgangskirche bezeichnet. Es bestand die Möglichkeit der Fernverteidigung durch die Schießscharten und der Nahverteidigung durch Bodenluken. Die Kirche war also so gut gebaut, dass sie der Bevölkerung Schutz und Zuflucht vor anrückenden Feinden bieten und im Notfall sogar verteidigt werden konnte. Wahrscheinlich ist dieser Notfall nie eingetreten, jedenfalls haben meine Vorgänger und ich in den Kirchenakten seit 1550 keine Hinweise darauf gefunden.

Bevor man die Kirche betritt, kommt man auf dem Weg vom Kirchvorplatz durch das Torhaus. Es ist 1683 erbaut und diente bis 1912 teilweise als Leichenhalle. Später wurden dort Geräte aufbewahrt. Vom Torhaus zieht sich eine Mauer um Friedhof und Kirche. Viele Besucher sind beeindruckt von der  Geschlossenheit dieses Ensembles.

Die Kirche selbst betritt man durch die Vorhalle. Sie stammt wie der parallele Sakristei-Anbau aus den Jahren 1686/87. Die Vorhalle ist geschmückt mit einer Sonnenuhr, die bei der Restaurierung Anfang der 90-er Jahre neu berechnet und gemalt wurde. In die Kirche selbst gelangt man durch das eigentliche Eingangsportal, das von Professor Steche laut Gutachten noch in das 13. Jhd. datiert werden könnte.

Beim Besucher fällt wohl der erste Blick auf die Holzkassettendecke. Sie stellt die wertvollste Inneneinrichtung dar und dürfte wohl aus der Zeit um 1500 stammen. Man erkennt Rosenblättermotive und in den Mittelfeldern Figuren, die Mönche und Heilige darstellen. In den Unterlagen finden sich dafür die unterschiedlichsten Deutungen.

Im Zusammenhang mit dem Einbau der Orgel 1847 wurde diese wertvolle Decke verputzt, aber 1932 wieder freigelegt. Vom Auffrischen der Farben, wie man es an einer seitlichen Kassette versucht hatte, wurde zum Glück wieder Abstand genommen. So können wir heute noch die Originalfarben von vor 500 Jahren bewundern. Die Holzkanzel aus dem 16. Jdh. gehört zu den ältesten Kanzeln in Sachsen.

Seit der großen Innenrenovierung in den dreißiger Jahren hat sie auch wieder ihre ursprüngliche Schablonenbemalung in den Farben Blau, Rot und Weiß. Sehr gut passt der Flügelaltar in die Wehrkirche. Er dürfte auch aus dem Anfang des 16. Jhd. stammen und befand sich ursprünglich in der Kirche von Großhartmannsdorf. Er legte dann aber manche Irrfahrt durch die Zeit und verschiedene Orte hin, bis er 1938 in der Dörnthaler Kirche aufgestellt und geweiht wurde. Links neben dem Altar steht der Grabstein des Pfarrers Johann Haberstroh, der sich latinisiert Avenarius nannte. Am 7. November 1654 war er in das Städtchen Sayda zum Markte gegangen und auf seinem Heimweg mit dem Einkauf für seine Familie von einem eisigen Schneesturm überrumpelt worden, so dass er vom Wege abkam. Erst am nächsten Tag konnte er erfroren aufgefunden werden.

Wertvoll ist auch der Taufstein. Er wurde aus Sandstein gefertigt und von Elisabeth von Schönberg im Jahre 1610 gestiftet. Wenn wir vom Altarraum zurückschauen, fällt unser Blick auf die Orgel. Sie wurde 1844 von Carl Gottlieb Jeheber aus Friedebach geschaffen und darf wohl zur Silbermannschule gerechnet werden. In jedem Jahrhundert sind an dieser altehrwürdigen Kirche Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten vorgenommen worden. Aber eine große Generalreparatur fand über die lange Zeit von 1986 – 2011 statt. Allein über 100000 Euro wurden von Einwohner, Gästen und Betrieben für die neuen Bronzeglocken gespendet, die im Jahre 2008 geweiht wurden.

Bei entsprechender Anmeldung im Pfarramt kann man weitere interessante Details und Zusammenhänge in den Kirchenführungen von Frau Ihle und Herrn Wange erfahren, die seit vielen Jahren diese ehrenamtliche Aufgabe mit viel Engagement ausführen.

K. Jablinski
Ortschronist von Dörnthal