Die Zündwaren-Fabrik ROBERT SCHUSTER Rungstockstraße 30

Die Gegend am Rungstockbach war schon um 1700 ein bedeutendes Gewerbegebiet. Das hatte auch einen wichtigen Grund. Die damaligen Gewerke benötigten die Wasserkraft. Das Wasser der Flöha konnte nicht genutzt werden, denn auf diesem Fluss wurden Baumstämme transportiert und es konnten keine Wasserräder errichtet werden und das Wasser konnte nicht gestaut werden. Die Flößerei war ein wichtiges Anliegen der Sächsischen Kurfürsten. Es wurden große Mengen an Holz für die Kohlenmeiler in Blumenau und Görsdorf benötigt. Auch Bauholz für die Bergwerke in der Umgebung wurde benötigt. Darum musste auf Wasserkraft der Nebenflüsse zurückgegriffen werden. Der Rungstockbach hatte den Vorteil, dass er in seinem Verlauf leicht bergab floss und damit das ganze Jahr eisfrei war. Es konnte also das ganze Jahr die Wasserkraft genutzt werden.

Eine sehr wichtige Firma im Rungstocktal war die Zündwaren-Fabrik von ROBERT SCHUSTER. Diese Firma möchte ich heute vorstellen.

Am 7. Mai 1859 wurde „Königlich sächsische concessionierte Zündwaren-Fabrik GmbH“ gegründet. Diese Firma entwickelte sich zu einem bedeutenden Unternehmen in Sachsen.

1865 kauft die Firma Schuster das Gebäude der ehemaligen Eisengießerei REUTER (heute Rungstockstraße 36 u. 38). In diesem Haus wurden Wohnungen für die Arbeiter der Zündholzfabrik errichtet. Im Volksmund wurde das Gebäude „Langes-Schuster-Haus“ genannt. Auch die daneben liegende Schneidemühle (heute Rungstockstraße 42) wurde Eigentum von Schuster. Der Holzplatz des Schneidewerkes war gegenüber der Mühle. Auf diesem Areal wurden nach 1930 die „Volkshäuser“ errichtet.

Die Schneidemühle brannte 1887 ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Heute befindet auf dem Grundstück ein Wohnhaus.

Die Herstellung von Zündhölzern war sehr gefährlich und es kam häufig zu Bränden. 1872 kam es zu einem großen Brand der Fabrikanlagen. Die Gebäude wurden anschließend wieder aufgebaut und mit dem neuesten Standard ausgerüstet. Damals waren ca. 100 Arbeiter in der Firma beschäftigt.

1873 starb Robert Schuster und die Firma wurde durch seine Söhne weitergeführt.

1884 wurde durch den Baumeister Gustav Neubert eine Villa errichtet (heute Rungstockstraße 24). Sie wurde im Volksmund „Schuster-Villa“ genannt.

Ab 1903 wurden in der Fabrik die „Schwedenhölzer“ hergestellt. Es gab auch eine Schutzmarke für die Firma Schuster. Die „Bismarcksäule“ wurde in ganz Deutschland bekannt. Die Tagesproduktion betrug damals 18 Millionen Zündhölzer.

Am 1. Februar 1924 kam es wieder zu einem schweren Brand. Große Teile der Maschinen wurden vernichtet. Von dieser Katastrophe hat sich die Firma nicht mehr erholt und war nicht mehr konkurrenzfähig. 1929 wurde die Firma Schuster an die „Allemann-Zündwaren AG“ verkauft.

1930 wurde mit dem Abriss der Produktionsanlagen begonnen. Nur ein Gebäude wurde erhalten. In diesem Gebäude begann in den 1930er Jahren die „Drechslerei Kurt und Max Richter“ ihre Produktion.

Nach 1958 war hier ein Bereich der „PGH Drechslerwerkstätten Olbernhau. Heute befinden sich Wohnungen
in diesem Haus.

Glück auf!
Hartmuth Richter